3 Nichtstun! in der neuen Gesellschaft |
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Ort: NGBK Berlin, Veranstaltungsraum,
1. Stock
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Dienstag 3. Juni 2008, 20 Uhr NGBK Berlin, Oranienstraße 25, 10999 Berlin, Veranstaltungsraum 1. Stock, www.ngbk.de Migration (von latein. migratio „Wanderung“) beschreibt in der Soziologie “den längerfristigen Wohnsitzwechsel eines Individuums im geografischen oder sozialen Raum”. Von Migration ist Deutschland und Europa besonders in den wachsenden Städten und Industrieregionen seit Jahrhunderten geprägt. Wanderung und Bewegung von MigrantInnen werden dabei immer wieder durch Stillstand und nichts tun können oder dürfen unterbrochen. Doch selbst wenn das Ziel erreicht ist, hört das erzwungene Nichtstun nicht unbedingt auf. Spätestens seit Bildung der Nation wird der Migration mit Gesetzen, zwischenstaatlichen Verträgen oder einseitigen Absichtserklärungen einzelner Staaten begegnet. In der aktuellen Rechtsprechung in Deutschland beispielsweise ist das Asylrecht im Grundgesetz verankert. Die darin festgelegten Rechte beinhalten jedoch erhebliche Einschränkungen für Asylsuchende wie: ein Arbeitsverbot, die Residenzpflicht (die faktische Beschränkung der Bewegungsfreiheit) oder das Verbot der politischen Betätigung. Für manche ist die damit verbundene Zeit des Wartens und Nichtstuns, die erzwungene Passivität unerträglich. Sie werden illegalisiert oder entscheiden sich selbst für ein Leben in der Illegalität - für ein Leben ohne Rechte. Da Gesetze nicht nur die Regeln einer Gesellschaft widerspiegeln, sondern auch von ihr selbst gemacht werden, sind sie veränderbar, jederzeit. Gerda Heck ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften an der Universität Köln und politische Aktivistin im Bereich Migration. Thema ihres Vortrags mit Filmausschnitten ist: Warten. Jährlich durchqueren mehrere tausend subsaharische MigrantInnen Marokko auf ihrem Weg nach Europa. Viele haben jahrelange Reisen hinter sich, bevor sie Marokko erreichen. Immer wieder müssen sie Zwangspausen einlegen und Warten: auf Geldsendungen von Verwandten, auf Visa, auf Anweisungen der so genannten Schleuser oder auf den richtigen Zeitpunkt für die Weiterreise. link zu einem Artikel von Gerda Heck über die Ausbeutung rumänischer Wanderarbeiterinnen http://d-a-s-h.org/dossier/09/06_keinen_lohn.html Der in Berlin lebende Künstler Thomas Locher beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit Sprache und Funktionweisen von Gesetzestexten sowie ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit. Er interpretiert und kommentiert sie, fügt Fußnoten hinzu, vollzieht Hervorhebungen oder Streichungen und verändert so ihre Bedeutung. An diesem Abend spricht Locher über den Subjektbegriff des Flüchtlings oder Asylsuchenden, wie er in den Grundrechten der deutschen Verfassung, u.a. dem Asylgesetz, und den Menschenrechten vorkommt. Es stellt sich die Frage, ob souveränes Handeln für die Subjekte der Menschenrechte durch Gesetze unmöglich gemacht wird. vom 30.04.2008 – 15.06.2008 stellt Thomas Locher in der CUC Galerie in der Margrafenstraße 68 neuere Arbeiten vor. Die AG Veranstaltungen ... in der neuen Gesellschaft (Burbaum, Kellmann, Kriegerowski, Sauerwald, Tribin) befasst sich 2008 mit Nichtstun als Verweigerung, Renitenz, Protest, Muße und als aktives Unterlassen. Pressekontakt: Benita Piechaczek: (030) 616 513-13 / presse (at) ngbk.de Finanziert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie |
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